Die Daten, die von einer wachsenden Zahl an Sensoren in Autos, Velos, Scootern und Mobiltelefonen erfasst werden, haben das Potenzial, das Feld der Unfallforschung und -prävention zu revolutionieren. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt - aber gleiches gilt auch für die Herausforderungen. Und eine der grössten Herausforderungen ist der Zugang zu Daten. In unserem Projekt untersuchen wir rechtliche und technologische Möglichkeiten, den Zugang zu Sensordaten für die Unfallforschung und -prävention zu verbessern.
- Auftraggeberin: Bundesamt für Strassen (ASTRA)
- Methoden: Literaturrecherche, Befragung, Workshops, Modellierung und rechtliche Analyse
- Zeitraum: 2021 - 2024
- Leistungen und Produkte: Bericht
Stellen sie sich folgendes Szenario vor: Ein Kind wurde an einer Kreuzung von einem Fahrzeug erfasst. Eltern und Anwohner hatten die Polizei zuvor auf die Gefährlichkeit der Stelle hingewiesen. Doch da bis dahin keine Unfälle gemeldet worden waren, hatte die Polizei die Gefahrenlage nicht bewerten können. Mit Zugang zu Fahrzeug-Sensordaten hätte der Unfall vielleicht verhindert werden können. Daten zu Beinaheunfällen – etwa plötzliche Bremsmanöver, Notfalleingriffe von Assistenzsystemen (ABS, ESP etc.) – hätten geholfen, die Gefahrenstelle früher zu erkennen.
Solche Daten sind heutzutage verfügbar. Fahrzeuge sind mit Sensoren ausgestattet, die Geschwindigkeit, Bremsverhalten und kritische Situationen wie gefährliches Annähern anderer Verkehrsteilnehmer aufzeichnen können.
In unserem Projekt zu «Sensordatenbasierter Unfallforschung» untersuchten wir im Auftrag des Amts für Strassen ASTRA mit unseren Partnern, wie Sensordaten effektiver genutzt werden könnten, um Strassen sicherer zu machen. Dabei ist die Herausforderung, drei Interessen zu vereinen: erstens den öffentlichen Wunsch nach sichereren Strassen, zweitens die Datenschutzrechte der Bürger und drittens die wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen. Bürgerinnen wünschen sich Sicherheit, möchten aber ihre Privatsphäre gewahrt sehen. Ein Fahrer, der regelmässig zu einer Therapieeinrichtung fährt, möchte etwa nicht, dass dies bekannt wird. Unternehmen sehen Sensordaten als Schlüssel für automatisiertes Fahren und neue Geschäftsmodelle.
Die gute Nachricht: Mit Verfahren wie Anonymisierung und vertrauenswürdigen Datenräumen kann die Nutzung von Sensordaten gewährleistet werden, ohne Persönlichkeitsrechte oder Geschäftsgeheimnisse zu gefährden. Doch um diese Lösungen in die Praxis umzusetzen, braucht es klare Governance-Strukturen. Diese regeln, wie Sensordaten sicher genutzt werden – sie bestimmen, wer Zugang hat, wie Daten geschützt werden und wer Verantwortung trägt. Diese Strukturen müssen wir jetzt schaffen – um Sensordaten sinnvoll zu nutzen und Leben zu retten.
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Projektbericht